Werkbeschreibung

Der 1869 gebaute und 1886 erweiterte Altbau der Kunsthalle erwies sich Anfang des 20. Jahr­hunderts als zu klein. Unter ihrem Direktor Alfred Lichtwark war nicht nur die Gemälde­sammlung stark angewachsen, auch das Kupferstichkabinett-das seiner Zeit bedeu­tendste in Deutschland-brauchte einen eigenen Saal. Lichtwarks Ziel war ein refor­miertes Kunstmuseum als Instrument der Volkserziehung. Ein 1906 von Schumachers Vorgänger Baudirektor Carl Johann Zimmermann initiierter erster Entwurf für einen an der Südseite angefügten Erweite­rungsbau wurde von Lichtwark abgelehnt, weil er die neueren Erfahrungen im Museumsbau ignorierte. Die weitere Planung übernahm Bauinspektor Albert Erbe, der schon vor Schu­macher tätige Leiter der II. Hochbauabteilung. Es folgten Studienreisen von Lichtwark und Erbe zu neueren europäischen Museums­bauten, die sich vor allem in der Konzeption der Oberlichtsäle niederschlugen. Das seit 1907 mehrfach überarbeitete Projekt Erbes (Hbg. u. s. Bauten 1914, s. u.) war jedoch umstritten. Als dieser 1911 nach Essen berufen wurde und für eine weitere Bearbeitung nicht mehr zur Verfügung stand, unterzogen Lichtwark und Schumacher den Entwurf einer eingehenden Prüfung. Das Ergebnis waren Eingriffe im Inneren: Erbes ellipsenförmiger Kuppelsaal erhielt eine runde Form nach dem Vorbild des Mittelsaals in Schinkels Altern Museum in Berlin. Oberlichtsäle und Seitenlichtkabinette wurden in Größe und Anordnung verändert. In der Frage des Fassadenmaterials wurde von der sonst geübten Praxis der Staatsbauten abge­wichen, denn der Plan Erbes, hierfür Backstein zu verwenden, wurde von Schumacher ver­worfen. Der von seiner Generation nicht ge­schätzte historistische Altbau in damals als unpassend empfundenen Baustoffen und Farben (roter Sandstein, Terrakotten und lederfarbene Ziegel) sollte nicht durch ein ähnliches, aber »schönes« Material noch weiter degradiert werden. Die Fassade des erst während des Ersten Weltkriegs begonnenen Baus wurde daher mit hellgrauem fränkischem Muschelkalk verkleidet.

>> link zu Text und Plänen in „Hamburg und seine Bauten“, Bd. 1, 1914, S. 207f. über „digitalisate.sub.uni-hamburg.de/“

Kategorie


Ort
Hamburg-Altstadt, Glockengießerwall

Baujahr
1917-19

Auftraggeber
Freie und Hansestadt Hamburg

Quellen
Hbg. u. s. Bauten 1914, Bd. 1,
S. 308 f.; Fritz Schumacher: Der Erweite­rungsbau der Kunsthalle in Hamburg. In: Museumskunde 15 (1920), S. 95-120; Margrit Dibbern: Die Hamburger Kunsthalle unter Alfred Lichtwark (1886-1914). Entwicklung der Sammlungen und Neubau. Diss. Hamburg 1980 (Mskr.).
Zustand
Werk erhalten
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200 Erweiterungsbau der Hamburger Kunsthalle

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