Die Doppelschule des neuen Typs (vgl. Volksschule Adlerstraße 1928-29) erhielt ihren Platz in einem proletarischen Wohn- und Industrieviertel des ausgehenden 19. Jahrhunderts, inmitten „architektonisch verwahrloster Gegend“ (Schumacher: Schultypus, S. 627), auf die ein Bau wie dieser erzieherisch einwirken sollte, als „Kulturpionier“ und „Stimmgabel“ (Schumacher: Selbstgespräche, S. 108), nicht zuletzt durch die beispielhafte, in diesem Fall dem Neuen Bauen deutlich angenäherte Architektur. Um eine breite Baulücke auszufüllen, werden die bei anderen Schulen im Winkel angeordneten Bauteile hier an der Bauflucht aufgereiht. So steht der langgezogene Klassentrakt neben dem niedrigen Turnhallenflügel, auf den eine Aula mit Bühne und Kinoeinrichtung aufgesetzt worden ist, um im schlecht versorgten Hammerbrook einen „Kulturmittelpunkt“ anzubieten. Im auffälligen Kontrast zu den Klinkerflächen steht ein von Schumacher an der Stirnseite eingeschobener Turm über den östlichen Treppenhaus; weitgehend in Glas aufgelöst, dient er als eleganter Lichtfänger für die Korridore. Für die Aula malte Rolf Nesch 1929 ein Triptychon über Hafenarbeit in Hamburg. Von Hans Glissmann stammt die Figur auf dem Trinkbrunnen im Flur.
Abbildung: cc-by-4.0 Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky
276 Volksschule Wendenstraße