WK 205 (Frank: Reformkultur und Moderne)
Werkbeschreibung

Die Aufstellung rechtskräftiger Bebauungs­pläne befand sich zu Beginn von Schumachers Amtszeit noch in der Zuständigkeit des Inge­nieurwesens. So blieb Schumacher, der zuvor in Dresden mitgeholfen hatte, das erste städte­bauliche Seminar an einer deutschen Hoch­schule einzurichten, der wichtigste Hebel der städtebaulichen Praxis vorerst versperrt. Manche Projekte der ersten Jahre benutzte er, um sich schrittweise Kompetenzen zu erstreiten (Stadtpark, Alsterkanalisierung). Im Jahre 1914 setzte Schumacher die Schaffung einer Abteilung für Städtebau durch, die dem Hochbauwesen angegliedert wurde. 1917 folgte seine Schrift über Die Kleinwohnung. Studien zur Wohnungsfrage, eine wirkungsvolle Kampf­schrift gegen die noch gültige Praxis der „Mietskaserne“ und gegen eine Planung, die reformierte Bauformen verhinderte. Die alleinige Kompetenz für die Bebauungsplanung wurde ihm aber erst 1923 bei der Rückkehr aus Köln zugestanden, als man alle Aufgaben in der vergrößerten Abteilung für Städtebau und Stadterweiterung unter seiner Leitung zusam­menfaßte. Für Schumacher war der Bebau­ungsplan vor allem anderen ein Instrument zur Steuerung der notwendigen Reform des Massenwohnungsbaus. Die alten Bebauungs­pläne beruhten noch auf dem Baupolizeigesetz von 1893, das bei extremer Baudichte enge Wohnhöfe und Hinterflügel- die sogenannten Schlitzbauten – zuließ. Das Straßensystem war nicht nach Verkehrs- und Wohnstraßen diffe­renziert, Grünflächen wurden nur punktuell als Schmuckplätze eingesetzt. Im Jahre 1919 erreichte Schumacher mit Hilfe von Umle­gungen zum ersten Mal, daß ein gültiger Plan modellhaft revidiert wurde. Es war der zuvor vom Ingenieurwesen aufgestellte Bebau­ungsplan für das noch kaum bebaute Dulsberg ­Gebiet im südwestlichen Barmbek. Das Rückgrat seines Gegenentwurfes ist ein50 Meter breiter, über einen Kilometer langer, leicht gekrümmter Grünzug mit Spielplätzen, Planschbecken, Gärten und Sportanlagen. Die Grünflächen waren damit gegenüber der Vorlage um ein Vielfaches vermehrt. Was außerdem erreicht wurde, war die Herabzonung von fünf auf drei Geschosse und eine quer zum Grünzug angelegte streif enförmige“durchlüftete“ Blockaufteilung mit geringen Blocktiefen, die die Verwendung von Hinter­flügeln von vornherein unmöglich machte.Trotz der Herabsetzung der Geschosse erreichte Schumacher mit der gleichen Wohn­fläche des alten Plans auch dessen Wirtschaft­lichkeit. Als Baumaterial wurde Klinker vorge­schrieben und mit der Ausführung des ersten Bauabschnitts 1919 begonnen.

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Kategorie
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Ort
Hamburg-Barmbek, Dulsberg

Baujahr
1918-19

Auftraggeber
Freie und Hansestadt Hamburg

Quellen
Schumacher: Kleinwohnung; Schu­macher: Stufen, S. 311; Schumacher: Wohn­stadt, S. 51-59; Ockert: Schumacher, S.46-50; Fischer: Schumacher, S. 6lf.; Hipp: Wohnstadt, S. 97f.; Harms, Schubert: Wohnen, S. 238-241; Hermann Hipp: Fritz Schumachers Hamburg: Die reformierte Groß­stadt. In: Vittorio Magnago Lampugnani, Romana Schneider (Hrsg.): Moderne Archi­tektur in Deutschland 1900-1950. Reform und Tradition. Stuttgart 1992, S. 151-184.
Zustand
Werk erhalten
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205 Kleinwohnungssiedlung Dulsberg

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