Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden die Mittel für eine Einrichtung für die Säuglings-und Kleinkinderpflege auf dem Gelände des Waisenhauses bewilligt. Dabei
sollten beide Abteilungen vollständig voneinander getrennt sein. Der zweiflügelige, symmetrisch angelegte Baukörper des in braunrötlichen Ziegeln ausgeführten » Kleinkinderhauses« entwickelt sich aus einem quergestellten Mittelhaus, das mit dem Giebel zur Straße weist. Links und rechts schließen sich zwei traufständige Flügelbauten an, die in giebelständigen Kopfbauten enden. »Innen ist dieser Bau einer der ersten, der die Zwischenwände in der Folge der Wände ganz in Glas auflöst und die Kinderräume vom Korridor aus mittels Doppelschränken bedienbar macht, so daß das altbürgerliche Äußere sich mit einem ganz modernen Kern verbindet« (Schumacher: Stufen, S. 301). Dem Mittelbau gibt ein über drei Geschosse hochgereckter Bogen über dem Doppeleingang ein einprägsames Gesicht. Den Bogen flankieren halbrund hervortretende
Utluchten vor den Pförtnerlogen. In die Brüstungsfelder des ersten Geschosses sind fünf Klinkermedaillons mit plastischen Kinderfiguren von Richard Kuöhl gefügt, die den Putten der Majoliken von della Robbia am Ospedale degli Innocenti in Florenz nachempfunden sind. Auf den Ecken der Balkonbrüstungen befinden sich ebenfalls farbige Klinkerfiguren, je ein Kind mit Reh, die die Bildhauer Emmerich Oehler und Diebitsch fertigten, während Ludwig Kunstmann die
keramischen Reliefplatten an Portal und Balkonbrüstungen schuf. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Kleinkinderhaus stark vereinfacht und ohne Steildach wiederaufgebaut.
184 Kleinkinderhaus