Die ursprünglich nur Kindern der jüdischen Gemeinde vorbehaltene Schule hatte sich unter ihrem Direktor Dr. Anton Ree im 19. Jahrhundert zum Vorbild einer freien allgemeinen Volksschule entwickelt, in der Standesgrenzen keine Rolle mehr spielten. Das 1913 für einen Neubau angekaufte Grundstück war voller Schwierigkeiten: Die vordere Baulinie am Zeughausmarkt hatte einen bogenförmigen Verlauf; es war eng und verwinkelt und grenzte auf der Rückseite an den Mühlenberg mit dem Bismarckdenkmal auf der Spitze. Die Bauhöhe war aus Rücksicht auf das Denkmal auf 12,35 Meter beschränkt. Schumacher löste das Problem durch Zerlegung der Baumasse und schuf eine zweifach abgewinkelte Anlage mit zwei dreigeschossigen Walmdachpavillons und einem gekurvten und terrassierten Verbindungsbau in der Mitte, der aus städtebaulicher Rücksicht nur zwei Geschosse und ein Flachdach erhielt: So entstand eine Lücke in der Front, und der Durchblick vom Mühlenberg auf die Michaeliskirche blieb erhalten. Für die Klassenräume wurde an der Rückseite ein Flügel angebaut, dessen rechtwinklig abknickender Grundriß hinter die bestehende Nachbarbebauung gerückt ist. Schumacher betrachtete den » unscheinbaren Bau« rückschauend als eine seiner schwierigsten Aufgaben, »weil ein großes Programm im Hinblick auf die Umgebung in ganz bescheidene und besondere Formen gebracht werden mußte« (Schumacher: Stufen, S. 302). Der Bau ist am Portal mit einem Keramikreliefbogen und zwei flankierenden F assadenfiguren versehen, die Richard Kuöhl mit der Manufaktur Bautler & Co. geschaffen hatte. Er fertigte ebenfalls die Balustradenkeramik der Dachterrasse des Verbindungsbaus. Zwei geplante Statuen für das Dach kamen nicht zur Ausführung. Die Portalfiguren fehlen heute.
S. 14-16, Abb. 121-129; Schumacher: Stufen, S. 302.
175 Stiftungsschule