Die Irrenanstalt Friedrichsberg war bis zu ihrem Umbau eine überalterte Anstalt aus einigen festen Backsteingebäuden und einer Anzahl provisorischer Baracken. Durch Baumaßnahmen mit einem Umfang von 13 Neubauten, vier An- und fünf Umbauten sollte eine moderne Einrichtung mit Insgesamt 1482 Betten entstehen. Hinzu kam die Neugestaltung einer großen Parkanlage, in der Schumacher die neuen Bauten nach zweckmäßigen und architektonischen Gesichtspunkten platzierte. Die fünf größten Neubauten -Pavillons für »unruhige« Patienten – gruppierte Schumacher um einen neuangelegten Platz vor dem alten Hauptgebäude, das selbst durch einen Küchenbau erweitert wurde. Die meisten der Neubauten liegen an einer nordsüdlich ausgerichteten Hauptachse, die von ihrem südlichsten Punkt, dem neuen Verwaltungsgebäude, über die Symmetrieachse des alten Hauptgebäudes und die neue Gartenanlage bis zu einem neuen Krankengebäude für Frauen verläuft. Im Gegensatz zu den Bauten an der Hauptachse wurden die übrigen Neubauten frei in den Park gelegt. Die ausschließlich aus Backstein gebauten, zweigeschossigen Häuser mit Walmdächern vermitteln einen eher ländlichen, beschaulichen Eindruck und nicht den eines Krankenhauses. Schumacher wählte bewußt diese >behagliche< Architektur, um „nach Möglichkeit den Eindruck des traurigen Zwecks der Anlage zu verwischen“ (vgl.
Schäfer: Staatsbauten, S. 18). So erhält das Verwaltungsgebäude mit seinem auskragenden Walmdach und dem Zwerchgiebel über dem doppelflügeligen Eingangsportal die Anmutung eines norddeutschen Herrenhauses. Trotz der individuell gestalteten Einzelbauten werden verstärkt standardisierte Bauelemente verwendet. Am deutlichsten wird dies an den Sprossenfenstern, deren Grundelemente sich in unterschiedlicher Zusammensetzung an allen neuen Gebäuden der Anstalt wiederholen. Die wichtigsten von Schumacher entworfenen Gebäude bzw. Gebäudeteile in der Irrenanstalt Friedrichsberg sind: zwei Krankengebäude; zwei Häuser für unruhige Männer, Klasse II und IV; zwei Häuser für unruhige Frauen, Klasse II und IV; zwei offene Häuser; ein Haus für Jugendliche; ein Verwaltungsgebäude; ein Kesselhaus mit Schornstein; ein Gewächshaus; ein Küchengebäude; die Erweiteruzng des Waschhauses; zwei Anbauten an die Pensionate und ein Leichenhaus.
S. 292f., Abb. 473-488; Wilhelm Weygandt: Die Staatskrankenanstalt Friedrichsberg. In: Hygiene und soziale Hygiene. Hamburg 1928, S. 183-197.
140 Irrenanstalt Friedrichsberg