Hamburg erste leistungsfähige staatliche Entbindungsklinik bedurfte eines umfangreichen Raumprogramms. Neben der Entbindungsanstalt mit 255 Betten in drei Abteilungen und den Kreiß-und Operationssälen als Kern der baulichen Anlage gibt es ein Säuglingsheim für Mütter und Kinder, die länger als elf Tage versorgt werden müssen. Weiterhin wurde der Entbindungsklinik eine wissenschaftliche und praktische Lehranstalt zur Unterbringung von 20 Schülerinnen einschließlich Lehrsaal, Laboratorien und Bibliothek angegliedert. Schumacher brachte alle Abteilungen in einem regelmäßigen, einheitlichen Baukörper mit U-förmigem Grundriß unter. Der dreiflügelige Bau hat drei Vollgeschosse und ein Mansardgeschoß. Die Masse des Hauses wird durch erhöhte Eck-und Kopfbauten gegliedert und durch Spitzgiebel über den Gauben der Dachgeschoßräume rhythmisch aufgelockert. Das medizinische Haus des Instituts ist in einem kleineren Anbau zusammengefaßt, der sich an der Hofseite des Mittelflügels, genau auf der Mittelachse befindet. Die Operationssäle erkennt man außen an den halbrunden, verglasten
Vorbauten. Im Säuglingsheim ermöglichen Laubengänge im zweiten und dritten Obergeschoß den Frauen das Hinaustreten ins Freie. Mit dem plastischen Schmuck des Eingangsportals aus Muschelkalk beauftragte Schumacher Oscar Ulmer, der ebenfalls die harmonische Mutter-Kind-Gruppe des Brunnens vor dem Eingang schuf. Im Innenhof, auf der Mittelachse der Anlage, ließ Schumacher ein altes Waschhaus, das später umgebaut wird, stehen. Neben dem Klinikgebäude wurde ein Inspektorenwohnhaus errichtet. Das eingeschossige Einfamilienhaus mit ausgebautem Mansardgeschoß, zu dem auf der Giebelseite eine Loggia gehört, paßt sich in Form und Material dem Hauptgebäude an.
Hygiene. Hamburg 1928, S. 209-212.
127 Institut für Geburtshilfe