Werkbeschreibung

Die bald nach dem Ersten Weltkrieg errichtete halbländliche Kleinhaus-Siedlung war der erste Nachkriegswohnungsbau der Hansestadt. Das neben dem Bebauungsplan Dulsberg 1919 entwickelte zweite Musterprojekt Schumachers hatte außer der Bekämpfung von Wohnungsnot und Hunger ein besonderes Ziel: Mit der extremsten Variante der damals aktuellen Städ­tebaureform sollte ein exemplarischer Versuch gemacht werden, der gleichzeitig der nach 1918 starken Bewegung zur Kleinsiedlung und zur Selbsthilfe entgegenkam. Der zu beiden Seiten der Tangstedter Landstraße entwickelte Plan grenzt im Westen an den Bahnkörper der Hochbahn, im Süden und Osten an einen eigens angelegten Grünstreifen. Der Erschließung dienen vier Querstraßen und nachgeordnete Wohnwege, die aus Kosten­gründen unbefestigt blieben. Krümmungen in der Wegführung sind hier in der Regel nicht willkürliche »malerische« Motive, sondern entstehen im N achvollzug vorhandener U nre­gelmäßigkeit in der Linienführung von Land­straße und Bahn. Für alle wichtigen Bereiche im Plan -Plätze, Hausgruppierungen – wurden von Schumacher Studien skizziert. Wegen der Bedeutung des Projekts übernahm er selbst die Entwürfe der Wohnhäuser ( wie im ersten Bauabschnitt des Dulsbergs). Für andere Architekten blieb die im Plan festgelegte offene Bebauung mit Doppelhäusern an den Quer­straßen. Für die Nord-Süd-Lagen auf schmalen Parzellen entwickelte Schumacher einen zwei­geschossigen Reihenhaustyp mit 700 Quadrat­metern Gartenland zur Selbstversorgung. Die Lage der Siedlergärten ist ungewöhnlich: Sie liegen abwechselnd auf der Vorder-oder Rück­seite in doppelter Breite der Häuser. Für eine abwechslungsreiche Gestaltung der Häuser sorgte ein Farbenplan von Otto Fischer­ Trachau. Die durch Kohlenmangel bedingte Knappheit an Ziegelsteinen erzwang die Anwendung von Sparbauweisen in Lehm und Schlackenplatten. Das erforderliche Land wurde durch das neue Instrument der Enteignung beschafft, und die Finanzierung beschränkte sich erstmals im Hamburger Kleinwohnungsbau allein auf öffentliche Mittel. Im ersten Bauabschnitt entstanden 640, ein Jahr später weitere 200 Häuser, von denen viele inzwischen verändert sind. Die farbliche Gestaltung der Kleinhaussiedlung führte Otto Fischer-Trachau durch.

>> Text und Bild in „Das Werden einer Wohnstadt“, S. 73-81

 

Kategorie
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Ort
Hamburg-Langenhorn

Baujahr
1919-21

Auftraggeber
Freie und Hansestadt Hamburg

Quellen
StaH, Jahresbericht des Hochbau­wesens 1912-25; Ockert: Schumacher,
S. 50-58; Fritz Schumacher: Staatliche Hamburger Siedlungen. In: Der Profanbau
(1912), S. 117-128; Fritz Schumacher: Die staatliche Kleinhaus-Siedlung in Langenhorn. In: Bau-Rundschau 10 (1919), S. 201; Schu­macher: Wohnstadt, S. 73-81, Abb. 64-68; Schumacher: Stufen, S. 311; Fischer: Schu­macher, S. 61-62; Harms, Schubert: Wohnen, S. 276-279.
Zustand
Werk erhalten
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Datensatz

215 Kleinhaussiedlung Langenhorn

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