Nach dem Durchbruch der Mönckebergstraße durch die Gängeviertel der Hamburger Altstadt schneiden die Einmündungen on Spitalerstraße und Lilienstraße einen kleinen Dreieck platz heraus. Dieser von drei Straßen begrenzte Bauplatz sollte ursprünglich regulär das heißt unter Ausnutzung der zulässigen Höhenbegrenzung von 30 Metern Firsthöhe bebaut werden. In einer Vorstudie mit Modell machte Schumacher klar, daß auf die er Fläche tau dessen »ein regelmäßige Etwas von völlig anderen Verhältnissen und völlig anderem Typus als die ringsum stehenden Kontorhäuser« gebaut werden müßte. So entstand nach seinen Vorschlägen das Ensemble aus dem Mönckeberg-Brunnen als Denkmal für den Bürgermeister dessen Namen die Durchbruchstraße trug und einer öffentlichen Bücherhalle (heute eine Fast-Food-Gaststätte) . Die Volkslesehalle ist ein zweigeschossiger Walmdachbau mit einer nach Westen vorgesetzten, in die Blickachse der Straße gestellten Säulenhalle. Den Brunnen einen löwenbekrönten Pylon den zwei Bronzefiguren von Georg Wrba flankieren, platzierte Schumacher der Säulenhalle gegenüberliegend auf der Spitze einer vorgelagerten Terrasse. Die Säulenhalle erhielt, um das Denkmal in seiner Wirkung zu steigern, die Gestalt einer dorischen Tempelfront. Als Baumaterial wählte man Sandstein aus Rücksicht auf die Fassaden der umliegenden Kontorhäuser. Als Schumachers Lösung bereits beschlossen war, brachte der Architekt Walter Puritz 1914 ein Alternativprojekt an die Öffentlichkeit – ein zylindrisches Hochhaus mit achtzehn Stockwerken – das jedoch keinen Erfolg hatte. Zwei konträre Auffassungen vom städtebaulichen Raum standen gegeneinander: auf der einen Seite der Versuch, den Raum mit einem Solitärbau maximal auszunutzen; auf der anderen das harmonisierende Konzept Schumachers, das Einzelbauten einem ganzheitlichen Gestaltungskonzept unterwarf und die Lesehalle zum Zentrum eines neuen städtischen Platzes machte.
>> link zu zwei historischen Fotos (Fotograf: Dransfeld) des Brunnens über „commons.wikimedia.org“
Ockert: Schumacher, S. 25; Fischer: Schumacher, S. 51-53; Fritz Schumacher: Plastik im Freien. Versuche im Betrachten von Kunstwerken. Hrsg.: Oberschulbehörde Hamburg. Braunschweig/Berlin 1928; Hbg. u. s. Bauten 1914, Bd. 1, S. 602f., Abb. 1216-1218;
Schäfer: Staatsbauten, Bd. 2, S. 13f., Abb. 115-120.
162 Volkslesehalle und Mönckebergbrunnen