Werkbeschreibung

Der Bau im damals von der Großstadt noch unberührten Landhausort des Hamburger Ostens repräsentiert einen von Schumacher entwickelten Schultyp, der die reformpädagogischen Ideale der zwanziger Jahre in besonders ausgeprägter Form zur Geltung brachte. Die Geschlechtertrennung war wie zuvor in der Lichtwarkschule (1919-25) in beiden Schulen aufgehoben. Die Volksdorfer Lehrer hatten den Gedanken einer „Gartenstadtschule“ aufgebracht, in der die Architektur der Anlage und die pädagogische Arbeit an der Nähe zur Natur orientiert sein sollte. Die Umsetzung gelang Schumacher in Gestalt einer offenen Baugruppe, die dem Architekten trotz der Beschränkung auf nur zwei Geschosse „die Möglichkeit eines großen Motivs“ verschaffte (Schumacher: Selbstgespräche, S. 163). Im Zentrum der an einer Mittelachse gespiegelten Anlage steht ein quadratischer Hof, der von den winkelförmigen Klassentrakten der einander gegenüberliegenden Schulen eingefasst wird. Die Achse beginnt an der Kopfseite des Hofes unter der Vorhalle einer gemeinsam genutzten Aula, führt auf der anderen Seite in eine Gasse zwischen den zusammengerückten Flügeln und durchläuft ein Tor im quergestellten Turnhallenbau, um sich dahinter in der Weite des Sportplatzes zu verlieren. Aula und Hof sollten als Festraum und „Freilichttheater“ der ganzen Siedlung dienen. In Schumachers Vorstellung war es der Ort für die Feste der Reformkultur á la Hellerau, für die Entführung der Jugend in Tanz, Chorgesang und rhythmische Feiern (Schumacher: Selbstgespräche, S. 164). Terrassen vor den ebenerdigen Klassenzimmern ermöglichen den Unterricht im Freien. Die Bauten sind flachgedeckt und mit Klinkern verkleidet. Bay-Windows an den Kopfseiten der Klassentrakte sammeln das Licht für die Korridore. Von Hans Martin Ruwoldt stammt die keramische Plastik im Hof, zwei sich balgende Panther auf einem drei Meter hohen Klinkersockel.

Abbildung: cc-by-4.0 Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky

>> link zu einer Reihe von historischen Fotos (Fotograf: Dransfeld) des Baus über „commons.wikimedia.org“

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Ort
Heute: Walddörferschule, Hamburg-Volksdorf, Im Allhorn

Baujahr
1928-29

Auftraggeber
Freie und Hansestadt Hamburg

Quellen
Hbg. u. s. Bauten 1918/29, S. 381, Abb. 415 f.; Schumacher: Selbstgespräche, S. 163 f.; Deutsche Bauzeitung 62 (1928), S. 623ff.; Hipp: Hamburg, S. 486.
Zustand
Werk erhalten
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272 Höhere Realschule und Volksschule Volksdorf

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